Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer Analyse der Handlungslogiken, die dem Denken und Handeln von Sozialarbeiter*inne*n der MA40 in Wien zugrunde liegen. Jeder menschlichen Handlung liegen eine spezifische Logik und eine spezifische Denkart zugrunde. Durch diese spezifischen Denkarten und Logiken entstehen auch unterschiedliche Zielsetzungen und Erwartungen.
Ein Modell der feministischen Ökonomin Luise Gubitzer unterteilt das Wirtschaften und Handeln der Menschen in 5 Sektoren: Haushaltssektor, For Profit Sektor, Dritter Sektor oder Non Profit Sektor, Öffentlicher Sektor – Staat und Illegaler – Krimineller Sektor. Das Modell geht davon aus, dass in den einzelnen Sektoren jeweils eigene Logiken das Handeln bestimmen. So agiert der For Profit Sektor z.B. anhand einer Gewinnmaximierungsrationalität, während der Haushaltssektor eher einer Fürsorgerationalität folgt. Diese unterschiedlichen Logiken und Rationalitäten bedingen natürlich auch unterschiedliche Zielsetzungen und jeweils spezifische Handlungsweisen.
Überall ist die Rede von einer zunehmenden Ökonomisierung oder „Verbetriebswirtschaftlichung“ der Sozialen Arbeit. Luise Gubitzer beschreibt das in dem von ihr entwickelten Modell als ein sich Ausbreiten der Logiken des For Profit Sektors auf alle Bereiche des menschlichen Lebens und Wirtschaftens. Alle Bereiche werden von einer gewinnorientierten und profitmaximierenden Logik durchdrungen, obwohl viele Bereiche des menschlichen Lebens ursprünglich anderen Rationalitäten folgten. Es kommt also möglicherweise zu Ziel- und Handlungskonflikten.
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel festzustellen, welche Logiken und Rationalitäten in Interviews mit Sozialarbeiter*inne*n der MA40 identifizierbar sind, und welchen Sektoren nach dem Modell von Luise Gubitzer sie zuzuordnen sind. Des Weiteren haben wir erforscht, ob von einem Ausbreiten der For Profit Logiken gesprochen werden kann und wenn ja, wie sich diese auf die alltägliche Arbeit der Sozialarbeiter*innen auswirkt.
Als Methode haben wir die qualitative Sozialforschung gewählt und haben 5 narrative Expert*inn*eninterviews durchgeführt. Die Transkripte wurden dann anhand einer adaptierten Variante der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert.
Als Ergebnis unserer Arbeit konnten wir feststellen, dass es zu einer starken Durchdringung der Arbeit der Sozialarbeiter*innen der MA40 mit For Profit Logiken kommt. Die spiegelt sich zum einen in institutionellen und gesellschaftlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen, zum anderen aber auch in den persönlichen Einstellungen der Sozialarbeiter*innen. Unter Umständen entstehen dadurch auch Zielkonflikte, die je nach Person und Situation anders gelöst werden.