"Die Wiener Charta - ein Normierungsprojekt?"
In unserer Arbeit gehen wir der Frage nach, wie durch das Partizipationsprojekt „Wiener Charta“ Mehr- und Minderheitenverhältnisse konstituiert werden. Die Wiener Charta wurde von der Stadt Wien initiiert und soll durch Gespräche und den daraus gefilterten Ergebnissen eine Übereinkunft ergeben, anhand derer Bürger_innen besser und friedlicher miteinander leben sollen.
Unsere These, verbunden mit Theorien zur Gouvernementalität und Partizipation, lautet, dass durch Partizipationsprozesse wie der Wiener Charta Normen, die bereits bestanden haben, verfestigt beziehungsweise bewusst gemacht werden. Erst durch dieses Bewusstwerden der Normen wird klar, welches Verhalten sich im Bereich des Normalen bewegt und welches davon abweicht. Abweichung kann erst entstehen durch die Konstruktion beziehungsweise Definition eines sozialen Problems. Erst durch die Etikettierung eines Verhaltens als „normal“ oder „abweichend“ kann es zur Ausgrenzung von Personengruppen kommen. Auch in den von uns ausgewerteten Protokollen der Wiener Charta lag der Schwerpunkt auf gewünschtem Verhalten, wodurch Normen gefestigt wurden. Dabei spielt das Subjekt, das sich selbst und die anderen kontrollieren soll, eine große Rolle und kann im Zusammenhang der gouvernementalen Steuerung gesehen werden. Im Schluss machen wir auf eine daraus resultierende Konstituierung von Mehr- und Minderheitenverhältnissen aufmerksam.