Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie offene Kinder und Jugendarbeit informelles Lernen Jugendlicher im Prozess der Aneignung öffentlichen Raums fördern kann.
Informelles Lernen beschreibt Lernprozesse, die vom Lernenden selbst ausgehen. Sie finden oft in der Freizeit von Jugendlichen statt, in welcher sich auch offene Kinder- und Jugendarbeit verortet. Da diese vor allem mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, die aus sozial benachteiligten Familien stammen, und diese auch oft im Bildungsbereich benachteiligt sind, ist der Bildungsauftrag der Jugendarbeit relevant. Dieser kann unter anderem über das Aneignungskonzept hergeleitet werden: Unter Aneignung versteht man die Auseinandersetzung eines Individuums mit seiner Umwelt. In diesem Prozess findet informelles Lernen statt.
In dieser Arbeit werden Aneignungsprozesse Jugendlicher speziell im öffentlichen Raum beschrieben. Öffentlicher Raum ist durch seine allgemeine Zugänglichkeit definiert und wird als sozial konstruierter Raum verstanden. Für Jugendliche spielt er eine wichtige Rolle als Freiraum, Begegnungsraum und auch Lernraum. Dieser hat sich aber in den letzten Jahrzehnten verändert: Privatisierung, Reglementierung und soziale Segregation sind Phänomene, die den öffentlichen Raum prägen. Auch jugendliche Lebensweisen verändern sich aufgrund von neuen Technologien und der Verinselung ihrer Lebenswelten. Aus diesem Hintergrund muss das Aneignungskonzept aktualisiert und angepasst werden.
Unter dem beschriebenen Wandel des öffentlichen Raums wird es für Jugendliche immer schwieriger, sich öffentliche Räume anzueignen. Hinzu kommt die Dominanz der Erwachsenen im öffentlichen Raum und deren Betrachtung der Jugendlichen als Störfaktor. Es entstehen Nutzungskonflikte, die nicht öffentlich ausgetragen werden, sondern stellvertretend von der Stadtverwaltung durch Reglementierung gelöst werden. Jugendliche, die sich öffentliche Räume trotzdem aneignen, werden kriminalisiert.
Um also Aneignungsprozesse Jugendlicher im öffentlichen Raum zu fördern, muss Soziale Arbeit sowohl zur Integration Jugendlicher im öffentlichen Raum beitragen, als auch aneignungsfördernde Maßnahmen ergreifen.