Diese Arbeit beschäftigt sich mit den bio-psycho-sozialen Belastungen und den protektiven Faktoren der Baumpollen-AllergikerInnen und den damit fallweise in Verbindung auftretenden Kreuzallergien. Ziel dieser Forschungsarbeit ist die Identifikation der Belastungsfaktoren und die daraus entwickelten Bewältigungsmaßnahmen der Betroffenen sowie die Unterstützungsmöglichkeiten der Klinischen Sozialen Arbeit (KSA).
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden fünf narrative Interviews mit den Betroffenen als ExpertInnen ihrer Lebenssituation und ein Leitfadeninterview mit einem medizinischen Experten geführt.
Die Gruppe derer, die an einer Baumpollenallergie leidet, kann nur schätzungsweise beziffert werden, da keine epidemiologischen Studien zur Verfügung stehen und die Betroffenen Mehrfachallergien aufweisen. Dementsprechend soll die offen formulierte Einstiegsfrage zu Beginn der narrativen Interviews die Lebenssituation der Baumpollen-AllergikerInnen unter Berücksichtigung der individuell gemachten Erfahrungen und Lösungsansätze abbilden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen den Schluss zu, dass „Pollen aus dem Weg zu gehen“ keine wesentliche Form von Coping ist. Tendenziell veranlassen die Symptome die Betroffenen, sich in den eigenen Wohnraum zurückzuziehen, ein Vermeidungsverhalten an den Tag zu legen und/oder unter verschiedenen Behandlungsmethoden zu wählen. Es ist davon auszugehen, dass dem Familien- und Freundeskreis eine tragende Rolle bei den Bewältigungs- und Widerstandsressourcen zukommt. Die Betroffenen beklagen das fehlende Verständnis in den umgebungsbezogenen Sozialsystemen und empfinden ihre Glaubwürdigkeit bezüglich der allergischen Belastungen in Frage gestellt. Zudem wird die Sichtweise der Gesellschaft, die die Anerkennung der Krankheitsbeschwerden als vernachlässigbar einstuft und dementsprechend ständig Erklärungsbedarf einfordert, als beschwerlich empfunden. Die Betroffenen wünschen sich mehr Öffentlichkeit und gesetzlich verankerten Schutz als AnrainerInnen bei der Grünraumgestaltung.
Die ersten allergischen Symptome werden in auffälliger Weise nach sogenannten Lebensveränderungskrisen, wie Einschulung, Pubertät, Verlassen des Elternhauses und Umzug beobachtet. Möglicherweise ist für den Krankheitsbeginn und -verlauf die Balance zwischen den schützenden und belastenden Faktoren besonders wichtig. Die KSA könnte als Fachdisziplin im Gesundheits- und Sozialwesen auf diese Herausforderungen reagieren.